(Es handelt sich um Auszüge aus den Büchern: Träume, Evolution und Werterfüllung Band 1 und 2)
(Gerade vor ihrem heutigen Mittagsschläfchen erhielt Jane einen Brief von einem Mann, der berichtete, seine Frau habe erblich bedingte Deformationen an den Händen und die neugeborene Tochter weise den gleichen »Makel« auf. Der Schreiber, der offenbar einige Seth-Bücher kennt, macht sich Sorgen und fragt nach dem Warum. Ihn belasten die Probleme, die das Zusammenleben mit einer »behinderten« Frau - und jetzt auch mit einem solchen Kind! - tagtäglich mit sich bringt. Jane hat vor, ihm zu antworten, daß er und seine Familie sehr viel besser mit der Situation umgehen, als es ihnen bewußt sei.
Jane sagte mir, das hatte sie an diesem Nachmittag aufgefangen, Seth wolle in einem neuen Kapitel erläutern, inwiefern es sich bei körperlichen Deformationen unter anderem um die Sichtbarwerdung von Fähigkeiten handelt, die zum genetischen Reservoir unserer Spezies gehören und für den Fall beibehalten werden, daß jemals weitreichende Veränderungen erforderlich sein sollten. Sie fügte hinzu, zwischen erblich bedingten Zwängen und inkarnationsbedingten Prägungen bestehe ein Zusammenhang. Die Eigenschaften, die mitunter Behinderungen zur Folge haben, werden demnach gebraucht, um unsere Gattung auf vielerlei und manchmal auch unerwartete Weise anpassungsfähig zu erhalten. Jane sagte noch mehr, doch ich schrieb es nicht sofort nieder. Sie glaubte, Seth würde heute abend vielleicht einen Kommentar zur Situation des Briefschreibers abgeben.
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Die wichtigsten Aspekte der Individualität sind die subjektiven Eigentümlichkeiten, die einerseits jeden Menschen von jedem anderen unterscheiden und die andererseits wie farbensprühende psychologische Mosaiken sind, separate, exquisite individuelle Versionen jenes größeren Musters, aus dem die Menschheit hervorgeht. Die Sicherheit, die Unversehrtheit und die Brillanz jeglicher Individualität steigen in diesem Sinne aus jener universellen genetischen Sprache auf, und diese gestaltet auch die innere subjektive universelle Sprache der Träume. Zwischen beiden Sprachen bestehen tiefe Zusammenhänge, und sie werden beide zusammen gesprochen.
Gehen wir einmal praktisch vor und schauen uns an, wie diese Gegebenheiten in eurer Wirklichkeit ineinander übergehen. Manchmal muß man sehr ehrlich mit sich sein, um Gefühle und Tagträume in die Erinnerung zurückzurufen, die man bisher beiseitegeschoben oder vergessen oder geleugnet hatte. Warum also werden manche Menschen mit einer körperlichen Verfassung geboren, die zweifellos als genetisch fehlerhaft empfunden wird - ungeachtet des allgemeinen Wertes solcher Varianten für die Gattung selbst? Denn noch einmal muß ich die Tatsache hervorheben, daß die Natur selbst keine derartigen Werturteile fällt, ungeachtet der Glaubensüberzeugungen eurer Wissenschaft oder Religionen.
Die Wissenschaft scheint der Meinung zu sein, daß das Individuum nur insofern von Bedeutung ist, als (lauter:) es dem Fortbestand der Gattung dient - und ich sage etwas ganz anderes. Ich sage, daß die Existenz eines jeden Individuums für die Werterfüllung der Gattung von Bedeutung ist. Und darüber hinaus stelle ich fest, daß die Werterfüllung des Individuums und die der Gattung Hand in Hand gehen. (Lange Pause um 21.13 Uhr.)
Ich stelle außerdem fest, daß die Gattung selber all der Bedingungen gewahr ist, die zu ihrer eigenen Werterfüllung wie auch derjenigen sämtlicher Individuen führen. Keine Gattung betrachtet ihre Koexistenz mit anderen Gattungen biologisch grundlegend anders als unter kooperativen Gesichtspunkten - das heißt, es gibt keinen grundlegenden Wettstreit zwischen den Gattungen. Wenn ihr meint, daß es ihn gebe, dann lest ihr etwas in die Natur hinein. Was immer die bewußten Glaubensannahmen des Menschen sein mögen: auf der biologischen Ebene besteht ein ganz enger Zusammenhang zwischen seiner genetischen Struktur und der genetischen Struktur aller anderen Gattungen.
Die Menge der im Menschen angelegten wahrscheinlichen Entwicklungsmöglichkeiten ist schlechthin unfaßbar. Kein Computer könnte die Anzahl möglicher Kombinationen von Eigenschaften berechnen. (Nachdrücklich:) Es ist also von großer Wichtigkeit, daß die Gattung Flexibilität bewahrt und nicht in irgendeinem Muster steckenbleibt, welche Vorteile immer im Augenblick damit verbunden sein könnten, und ich meine sowohl körperliche wie geistig-seelische Muster. Im gesicherten Rahmen der Gattung muß es Raum für alle möglichen Abweichungen geben - Varianten, die biologisch aktiviert werden. Diese genetischen Varianten mögen als fehlerhaft oder ausgefallen erscheinen. Einerseits mögen sie als Behinderungen, andererseits als überlegene Eigenschaften irgendwelcher Art in Erscheinung treten; auf jeden Fall müssen sie biologisch als Abweichungen von der genetischen Norm gelten.
Doch erfordern sie, gleich ob sie nun als überlegen oder fehlerhaft erscheinen, eine andere Art der Anpassungsfähigkeit, einen Wechsel des subjektiven oder körperlichen Brennpunkts, die Intensivierung anderer Fähigkeiten, die bisher vielleicht nicht genügend zur Geltung kamen. All dies vorausgesetzt drängt sich jedoch die Frage auf, warum nicht wenige Individuen Situationen wählen, die als Behinderung erfahren werden? Um dies zu verstehen, müssen wir einige menschliche Gefühle betrachten, die oft vergessen werden.
Nun habe ich oft gesagt, daß Leiden an und für sich »nicht gut für die Seele« ist. Leiden ist keine Tugend, und doch scheinen viele Individuen danach zu suchen. Leiden gehört zur menschlichen Erfahrung und läßt sich daher nicht als Gestörtheit des Gefühlslebens oder der Glaubensüberzeugungen von der Hand weisen. (Lange Pause.)
Leiden ist eine seelische Verfassung des Menschen, die aus mancherlei Gründen gesucht wird. Natürlich gibt es Leiden unterschiedlichster Intensität, und jeder Mensch wird Leiden auf seine Art definieren. Bei vielen Menschen wird tatsächlich eine bestimmte Form des Leidens mit erregender Spannung gleichgesetzt. Leistungssportler, Rennfahrer, Bergsteiger - sie alle suchen mehr oder weniger das Leiden und empfinden die Intensität bestimmter Leiden als lustvoll. Man könnte sagen, daß sie gern gefährlich leben.
(21.29 Uhr.) Bei einigen - skandiere das Wort - S-e-k-t-e-n herrschte der Glaube vor, spirituelles Verständnis sei körperlichen Qualen zu verdanken, und so wurde den Anhängern selbstauferlegter Schmerz zu ihrer Version der Lust. Es heißt gewöhnlich, Tier und Mensch vermeiden Schmerz und suchen Lust - und so wird, außer unter ganz bestimmten Bedingungen, alles Suchen nach Schmerz als unnatürliches Verhalten betrachtet. (Pause.)
Es ist nicht unnatürlich. Es ist ein exzentrisches (Pause) Verhaltensmuster. In ihren Tagträumen sind viele Kinder nicht nur Könige und Königinnen oder große Berühmtheiten, sie träumen sich auch als tragische Gestalten. Oft sterben sie in ihren Tagträumen eines grausamen Todes. Sie schwelgen in Geschichten von bösen Stiefmüttern. Sie stellen sich tatsächlich jede ihnen vorstellbare, menschlicher Erfahrung zugängliche Situation vor. In einem gewissen Maße trifft dies auch für Erwachsene zu. Es zieht sie zu hochdramatischen Kino- oder Fernsehspielen voller Leid und Tragödien. Der Grund dafür ist, daß ihr eurer großen Neugier auf menschliche Erfahrung euer Leben verdankt. Ihr lebt, weil ihr am menschlichen Drama teilnehmen wollt.
Mir ist zwar bewußt, daß (lächelnd) viele Menschen mir nicht zustimmen werden, doch weiß ich aus Erfahrung, daß die meisten Individuen nicht ein »glückliches« Leben nach dem anderen wählen, das ihnen jederzeit Geborgenheit in einem leistungsfähigen Körper und all die als begehrenswert erachteten Gaben der Natur oder der Vererbung gewährt.
Alle Menschen trachten nach Werterfüllung, und das bedeutet, daß sie sich verschiedene Leben unter dem Gesichtspunkt bestmöglicher Entwicklung ihrer Begabungen und Fähigkeiten aussuchen, so daß auch ihre Welt bereichert wird. Manche Menschen werden mit Bedacht »unvollkommene« Körper wählen, um sich intensiver auf andere Bereiche einzustellen. Sie suchen eine andere Art der inneren Brennweiteneinstellung. (Lange Pause.) Sie wollen ihre Charaktereigenschaften durch eine ganz bestimmte Prägung modifizieren. Eine solche Wahl erfordert eine Intensivierung. Sie wird sowohl vom betreffenden Individuum wie auch von dessen Eltern getroffen, so daß eine bestimmte Personengruppe ein ganz besonderes Verhältnis zur Welt entwickeln wird. In nahezu all diesen Fällen (Pause) werden solche Menschen sich mit geistig anspruchsvollen Themen und Fragen auseinandersetzen, mit denen sie sich andernfalls wahrscheinlich nicht befaßt hätten. Sie werden genötigt, Fragen zu stellen, die nicht nur um ihrer selbst, sondern um der Gesellschaft willen aufgeworfen werden müssen.
(21.48 Uhr. Jane pausierte in der Trance und schenkte sich etwas Wein ein.)
Diese Fragen verhelfen zu psychischer Reife und zu Einsichten in die Natur der Spezies im allgemeinen. Viele derartige Beeinträchtigungen halten auch die menschliche Sympathie wach. Ich treffe eine Unterscheidung zwischen Sympathie und Mitleid: starke Sympathie wirkt konstruktiv und regt zum Einsatz bestimmter Fähigkeiten wie auch zu öffentlicher Diskussion an. Mitleid hingegen kann lähmend wirken.
Aufgrund eurer Überschätzung körperlicher Normen und eures Irrglaubens an das Überleben des Stärkeren erscheinen natürlich etwaige genetisch bedingte Defekte in viel zu grellem Licht. Zahlreiche religiöse Lehren wiederum brandmarken solche Behinderungen als Strafe Gottes. Das Überleben der Gattung hängt in viel höherem Maße von eurem geistig-seelischen als von eurem körperlichen Verhalten ab - denn es ist eure subjektive psychische Einstellung, die eurer körperlichen Aktivität zugrunde liegt. Die Naturwissenschaft sieht die Sache natürlich genau andersherum, da sie euer Handeln als eine Art mechanisch-formalen Output eines Roboters betrachtet - der auf höchst wundersame Weise von den blindwaltenden Elementen eines rein zufällig entstandenen Universums programmiert wurde. Der Roboter ist darauf programmiert, nur auf Kosten von allem und jedem anderen zu überleben. Er hat kein wirkliches Bewußtsein seiner selbst. Seine Gedanken sind lediglich mentale Luftspiegelungen, und falls ein Defekt sein Funktionieren behindert, ist er übel dran. Aber der Mensch ist kein Roboter, und jeder sogenannte genetische Defekt spielt seine Rolle im Gesamtbild der genetischen Wirklichkeit. Das Unschärfeprinzip muß sich genetisch auswirken, andernfalls wärt ihr als Gattung in Überspezialisierungen steckengeblieben.* (Pause.)
Es gibt Bewußtseinszustände, die einer im anderen enthalten sind und zudem natürlich alle miteinander in Verbindung stehen, so daß genetische Systeme in Wirklichkeit Bewußtseinssysteme sind. Sie sind engstens mit reinkarnationsbedingten Bewußtseinssystemen verknüpft. Diese wiederum sind eng verknüpft mit dem Bewußtsein, das ihr als solches anerkennt. Die Gegenwart ist der Kraftpunkt. Bei eurer jetzigen genetischen Beschaffenheit wirken eure bewußten Absichten und Ziele als Auslöser zur Aktivierung derjenigen genetischen oder reinkarnationsbedingten Aspekte, die ihr jeweils benötigt.
. Es geht immer noch darum, den Körper, den ihr habt, zu lieben, zu schützen, ihn wertzuschätzen und ihm zum Ausdruck zu verhelfen.
Diese Feststellung gilt auch für jene Menschen, die genetisch behindert sind. Ende der Sitzung, und meine herzlichsten Grüße.
Noch einmal: Das genetische System ist viel offener, als gemeinhin angenommen wird. Nicht nur enthält und übermittelt es Informationen, es reagiert auch auf Informationen aus der Welt der Materie, einschließlich Gegebenheiten aus der Welt eurer Zivilisation und Kultur.
In einer Weise, die ich noch zu erklären hoffe, reagiert also das genetische System auch auf vorherrschende Glaubensüberzeugungen und Geschehnisse, die eine Zivilisation markieren. Geschehnisse können genetische Aktivität auslösen. Diese wird nicht bloß durch chemische Reaktionen ausgelöst, sondern auch durch individuell und gesamtgesellschaftlich gehegte Überzeugungen hinsichtlich der Frage, ob diese Welt überhaupt sicher sei - oder nicht.
Es gibt auch, wie ich sie nennen möchte, erblich bedingte Träume, die unmittelbar durch genetische Auslöser inspiriert werden. Solche Träume - Fetusträume - sind äußerst schwierig zu beschreiben, denn es geht bei ihnen um die Umrißgestaltung des individuellen Bewußtseins.
Diese Träume schaffen jedoch die Grundlage (Pause) des subjektiven Verständnisses, aus dem heraus sich Gedanken bilden, und in diesem Sinne sind vollständige Gedanken schon möglich, ehe das Gehirn selbst voll ausgebildet ist. (Nachdrücklich:) Es ist der Denkprozeß, der das Gehirn aktiviert, und nicht umgekehrt.
Solche Gedanken sind - bitte hervorheben - wie, nun, elektrische Muster, die ihren eigenen Magnetismus erzeugen.
Bestimmte erblich bedingte Krankheiten zum Beispiel können je nach dem kulturellen Klima aktiviert oder nicht aktiviert werden; ob ein Mensch sich in dem jeweiligen Klima sicher fühlt oder nicht, wird durch persönliche Erfahrung interpretiert.
Auf die eine oder andere Weise hat das lebende genetische System eine Auswirkung auf eure kulturelle Wirklichkeit, und umgekehrt. Dies alles wird noch weiter kompliziert durch die Absichten und Ziele der Generationen jeder Epoche und durch reinkarnatorische Einflüsse.
Werterfüllung impliziert stets das Streben nach dem Vortrefflichen - nicht Perfektion, sondern Vortrefflichkeit. Vortrefflichkeit (Pause) auf jedem Gebiet - ob körperlich, intellektuell, emotional, intuitiv oder wissenschaftlich - spiegelt sich auch auf anderen Gebieten wider und wirkt als Vorbild durch ihr bloßes Vorhandensein. Diese Art von Vortrefflichkeit muß nicht in irgendeinem Aspekt des Lebens strukturell angelegt sein, obwohl sie in jedem beliebigen Aspekt in Erscheinung treten kann, und wo immer sie in Erscheinung tritt, ist sie gleichsam das Echo einer spirituellen und biologischen Direktive. Es gibt nach euren Begriffen verschiedene historische Perioden, in denen die Gattung gezeigt hat, wieviel sie vermag - und was ihr in ganz spezifischen Richtungen möglich ist, wenn die genetischen und reinkarnatorischen Auslöser berührt werden, deren explosive Kraft vortreffliche Eigenschaften freisetzt, die sich ganz klar und in höchst spektakulärem Licht zeigen und somit als individuelle Vorbilder und als Vorbilder für die gesamte Gattung gelten können.