Auszug aus Träume, Evolution und Werterfüllung Band 2 von Jane Roberts die für Seth channelte.
Ich werde euren gestrigen Besucher zum Ausgangspunkt für meine Erörterung nehmen.
Zunächst einmal taugt der Begriff »Schizophrenie« im Grunde recht wenig. Viele der mit diesem Befund belasteten Menschen ertragen ihn zu Unrecht. Es gibt sogenannte Fälle klassischer Schizophrenie und sogenannte Grenzfälle, aber in jedem Fall ist das Etikett höchst irreführend und von negativer Suggestionswirkung.
Es handelt sich darum, daß in vielen dieser Fälle die unterschiedlichsten persönlichen Verhaltensmuster an den Tag gelegt werden, und zwar Muster, die nicht so angepaßt sind oder so reibungslos funktionieren wie bei einem als »normal« bezeichneten Menschen. Diese Muster wirken recht auffällig, und in einigen solcher Fälle kann man Einblicke in geistig-seelische, emotionale und sensitive Vorgänge gewinnen, die für gewöhnlich unter der Politur oder dem gesellschaftlichen Schliff der normalen Persönlichkeit unsichtbar bleiben.
Dem als schizophren etikettierten Menschen mangelt es zeitweise an einer Art psychischem Firnis. Das ist nicht so sehr eine grundlegende psychische Unvollkommenheit als vielmehr eine bestimmte Art (Pause) einer psychischen Tarnung.
Solche Menschen spielen - könnte man sagen - ein sehr ernsthaftes Versteckspiel mit sich selbst und der Welt. Sie glauben an das Diktum: »Teile und herrsche!« Es ist, als ob sie sich - aus Gründen, die ich noch zu erörtern hoffe - weigerten, sich selbst richtig zusammenzusetzen, sich weigerten, ein einziges, einigermaßen einheitliches Selbst zu bilden. Die dahinterstehende Idee lautet: »Wenn ihr mich nicht finden könnt, dann kann ich auch nicht für meine Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden - Handlungen, die mich unweigerlich auf die eine oder andere Weise verraten werden.«
Das Selbst wird in unterschiedliche Funktionsbereiche aufgesplittert: fühlt sich ein Teil angegriffen, so können die anderen Teile zu seiner Verteidigung einspringen. Solche Individuen setzen, indem sie ihre Kräfte zerstreuen, die verschiedenen Persönlichkeitselemente als Soldaten oder Spione ein (Pause), und sie sind unter diesen Umständen gezwungen, ausgeklügelte Kommunikationssysteme zu erstellen, um diese Teile des Selbst miteinander in Kontakt zu halten. In Streßzeiten verstärken sie die Isolation zwischen den verschiedenen Anteilen des Selbst, was natürlich das Kommunikationssystem unter Druck setzt, so daß es fortwährend in Gang gehalten werden muß.
Die Kommunikationen selbst bilden oft eine Art psychologischen oder symbolischen Code, wie er beispielsweise im militärischen Geheimdienst verwendet wird. Wären die Botschaften klar zu entziffern und verständlich, dann wäre natürlich das Spiel aus, denn derjenige, der die Botschaft verstünde, wäre das vereinigte Selbst, das ja überhaupt erst die Notwendigkeit solcher getarnten Selbst-Truppen empfand.
(Langsamer um 21.36 Uhr.) Ein solcher Mensch befindet sich gefühlsmäßig im Belagerungzustand. Oft sind solche Menschen sehr kreativ und verfügen über beträchtliche Energiereserven; sie finden sich jedoch in die Enge getrieben zwischen stark kontrastierenden Glaubensannahmen hinsichtlich Gut und Böse oder Macht und Ohnmacht. Sie sind meistens extrem idealistisch, doch sind die Strebungen des idealisierten Selbst ihrem Gefühl nach einfach nicht zu verwirklichen.
Ich spreche hier in Verallgemeinerungen, es sollte aber jeder individuelle Fall in seinem eigenen Licht betrachtet werden. Jedenfalls ist die Version des Selbst solcher Menschen in der Regel so übertrieben (Pause), so idealisiert (lange Pause), daß seine bloße Existenz alles praktische Handeln als hinfällig erscheinen läßt. Sie fürchten sich davor, Fehler zu machen, und sind von der Angst besessen, diesen ihren inneren Vorgesetzten zu verraten. Gewöhnlich sind es stark verzerrte Glaubensannahmen - wiederum im bezug auf Gut und Böse -, von denen sich ein derart idealisiertes inneres Selbst herleitet. Daraus entsteht dann eine Situation mit zwei hauptsächlichen inneren Antagonisten: einem überhöhten und einem erniedrigten Selbst. Das überhöhte Selbst zieht die »guten« Eigenschaften an wie ein Magnet. In gleicher Weise werden alle Eigenschaften, die als schlecht erscheinen, vom erniedrigten Selbst angezogen. Beide sind, als relativ isolierte psychische Polaritäten, gleichermaßen beherrschend. Alle übrigen psychischen Eigenschaften, die sich nicht so klar einordnen lassen, scharen sich unter ihre eigenen Banner. Dabei geht es, psychologisch gesehen, eher um eine Art kreisförmige statt einer linearen Anordnung. (Lange Pause um 21.44 Uhr.)
Solche Menschen fürchten ihre eigene Energie. Einerseits schreiben sie sie dem höheren Selbst zu - und in diesem Fall muß sie für großartige Unternehmungen, für Abenteuer und Heldentaten eingesetzt werden. Andererseits fühlt sich die Persönlichkeit außerstande, ihre Energie auf normale Weise einzusetzen, da kein Vorhaben in der Alltagswelt den übertriebenen Idealen des höheren Selbst zu genügen vermöchte. Der Mensch wird dann überwältigt von der Furcht, entweder der Welt die Stirne bieten oder aber sich zu Allerweltshandlungen herablassen zu müssen, da er sich im Licht solcher Vergleiche seinem Empfinden nach nur erniedrigen kann.
Solch ein Mensch braucht seitens anderer unverhältnismäßig viel Lob und Beachtung, weil er natürlich zu wenig von sich selbst bekommt. In gewisser Weise wird er sich weigern, Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen - und somit entzieht er sie den Beurteilungskriterien, nach denen andere Menschen sich richten müssen. So kann er es vermeiden, daß seine »Talente und höheren Fähigkeiten« auf die Probe gestellt werden; er fühlt, daß er unfehlbar scheitern würde. Zwar ahnt er dunkel, daß das überhöhte und das erniedrigte Selbst psychische Fabrikate sind. Seine Fähigkeiten sind eigentlich gar nicht so großartig. Seine Unzulänglichkeiten sind bei weitem nicht so katastrophal. Sein Glaube an diese sehr gegensätzlichen Persönlichkeitselemente jedoch hält ihn in einem Zustand der Turbulenz befangen, so daß er sich außerstande fühlt, in irgendeiner zusammenhängenden Weise aktiv zu werden.
Der Begriff »Schizophrenie« indes deckt die vielfältigsten Erfahrungen. Manche dieser Menschen sind ganz zufrieden mit ihrem Zustand; sie finden ihre eigenen sozialen Nischen und können für ihren Lebensunterhalt sorgen oder verfügen über die notwendigen Mittel. Andere leben aufgrund ihres Zustandes in einer Atmosphäre dauernder Angst und sind doch gleichzeitig hochgestimmt wie etwa Soldaten in der Schlacht. Einige sind durchaus funktionstüchtig in der Gesellschaft; auf jeden Fall ist der Zustand sehr variabel. Das Spektrum reicht von Menschen, die einfach sozial unangepaßt sind, bis hin zu psychisch tiefgestörten Menschen.
(22.03 Uhr.) Bei den meisten Menschen (lange Pause) gibt es eine Art psychisch eingespurte Fahrbahn, auf der die Impulse entlangreisen, bevor sie (Pause) auf eine Überschneidung mit dem Bewußtsein treffen, welches dann entscheidet, ob der Impuls weiterverfolgt werden und zur Handlung führen soll oder nicht. (Lange Pause.) In den Fällen jedoch, von denen wir sprechen, gibt es statt einer Fahrbahn ein gefährliches, steiniges Terrain, in dem möglicherweise Minen verborgen sind, die jeden Augenblick explodieren können. (Lange Pause um 22.08 Uhr.)
Geduldet euch einen Moment ... Bedenkt, wir haben es mit einer zersplitterten Energie zu tun, mit unterschiedlichen Elementen der Persönlichkeit, die ausgeschickt werden, um verschiedene Aufgaben zu erfüllen, und sie sind gewissermaßen in die Enge getrieben zwischen dem überhöhten und dem erniedrigten Selbst. Es gibt also keine klare Richtlinie für das Handeln. Auch sie muß getarnt werden. Statt klarer Handlungsimpulse, die sich direkt mit dem Bewußtsein überschneiden, kommt es zu Eruptionen von Impulsen, die als Befehle anderer Herkunft auftreten. Das können Stimmen sein, die ein Individuum dies oder jenes zu tun heißen; es können durch »automatisches« Schreiben formulierte Gebote oder Wahrnehmungen sein, die man als halluzinatorisch bezeichnen würde. Unter solchen Umständen braucht das Individuum keine Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen. Sie scheinen nicht von ihm selbst zu kommen. Daher ist die gefürchtete Möglichkeit des Versagens in dieser Situation momentan gebannt.
Immer aber ist die Persönlichkeit eingebettet in eine übergreifende Ordnung, auch wenn diese im Hintergrund bleibt, so daß in jedem einzelnen Fall all die aufgesplitteten »Selbst« oder die anderen Quellen, mit denen sich das Individuum in Kontakt fühlt, sämtlich auf die zugrunde liegende Ganzheit oder Einheit hinweisen. Die auffälligen geistig-seelischen Erscheinungen verweisen daher in isolierter Weise auf jene Elemente der Persönlichkeit, die sich nicht in der gewohnten reibungslosen Art integrieren lassen.
Es gibt zahllose Beispiele für »schizophrene Episoden« im Leben sonst »normaler« Persönlichkeiten. Es geht dabei um Lernsituationen und Wachstumsperioden, in denen die Persönlichkeit ihre Wesensanteile neu ordnet und ihnen zu einer Erweiterung ihres Bezugsrahmens verhilft.
Die Persönlichkeit kann sich tatsächlich auf unterschiedlichste Weisen zusammensetzen. Es gibt einen großen Spielraum im Gebrauch innerer und äußerer Wahrnehmungen und in der Art und Weise, wie sie verknüpft und einander angeglichen werden, um jederzeit ein annehmbares Bild der Wirklichkeit zu liefern.
(Nach langer Pause um 22.24 Uhr:) Die Sinneswahrnehmung gibt euch eine notwendige Form von Feedback, aber auch sie beruht auf Lernprozessen, so daß ihr von klein auf lernt, die Ausschnitte der Welt in annehmbarer Weise zusammenzusetzen. In gewisser Weise und unter bestimmten Bedingungen können euch manche schizophrenen Zustände aufschlußreiche Einblicke in die innere psychische Mobilität vermitteln, eine Mobilität, deren Brennweiteneinstellung und Ausrichtung während eures Wachstums in der Kindheit erfolgte. Schizophrenie stellt in dieser besonderen Hinsicht eine Art Lernbehinderung dar.
(»Kann ich eine Frage stellen?«)
Ja, bitte.
(»Ich hörte Bill Baker eine - äh - Fremdsprache sehr flüssig sprechen, von der er sagte, er könne sie nicht entziffern.«)
Diese Sprache ist ein vortreffliches Beispiel für die schon früher erwähnten verschlüsselten Botschaften (wie ich vermutet hatte). Sie soll ja geheim bleiben, und sie wird zum Symbol des allmächtigen Wissens des übersteigerten höheren Selbst, indem sie gleichzeitig die Möglichkeit, diesem Wissen gemäß zu handeln, vereitelt. Die Information zu übersetzen würde nämlich bedeuten, sich auf die verbindlichen Spielregeln der praktischen Kommunikation einzulassen, wozu dieser junge Mann sich nicht bereit finden kann. (Pause.)
Ich werde noch mehr über solche Formen der Kommunikation zu sagen haben, die vor allem auch in Kindern auf deren größere psychische Beweglichkeit verweisen. Als Kinder werdet ihr für eure Handlungen nicht in gleicher Weise zur Rechenschaft gezogen wie als Erwachsene, und Schizophrenie setzt oft um die Pubertät oder zu Beginn des Erwachsenenlebens ein, wenn die jungen Menschen fühlen, daß von dem Versprechen ihrer Jugend erwartet wird, daß es nun Früchte trage. Waren sie zum Beispiel sehr begabt, dann erwartet man jetzt von ihnen, daß sie den Erfolg der Schulung durch reife Leistungen nachweisen. Sind sie jedoch mehr oder minder davon überzeugt, daß das Selbst auch gefährlich oder schlecht ist, dann scheuen sie vor dem Gebrauch ihrer Fähigkeiten zurück und entwickeln tatsächlich noch mehr Angst vor dem Selbst - die sie dann wiederum durch Aufspaltung des Selbst zu bewältigen trachten. Sie fühlen sich von der Werterfüllung abgeschnitten. In gewisser Weise beginnen sie, undurchsichtig in der Welt zu agieren und ein zwiespältiges Gesicht zu zeigen.
(22.35 Uhr.) Ende der Sitzung. Ich werde das Thema weiterverfolgen, es enger mit der Werterfüllung verknüpfen und die Bedeutung des positiven Handelns in der Welt hervorheben, wodurch sich Ideale zum Ausdruck bringen lassen, statt Furcht auszulösen, und das genügend Vertrauen entstehen läßt, um die Türen zwischen den Impulsen und deren Aktivierung offenzuhalten.